Mittlerweile ist der Arbeitsmarkt umkämpft und viele Kanzleien suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Grund hierfür ist der Fachkräftemangel, der sich auf viele verschiedene Branchen auswirkt und dafür sorgt, dass sich Unternehmen als möglichst attraktive Arbeitgeber präsentieren müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass Kanzleien nicht nur mit der direkten Konkurrenz im Wettbewerb um kompetente Fachkräfte stehen. Schließlich benötigen auch Unternehmen aus anderen Branchen sowie staatliche Institutionen Anwälte und Rechtsanwaltsfachangestellte. Zusätzlich dazu müssen sich Kanzleien an neue Gegebenheiten anpassen. Junge Arbeitnehmer haben andere Anforderungen an den Arbeitsplatz als ältere Generationen. Das muss bei der Mitarbeitergewinnung zwingend berücksichtigt werden.
Welche Rolle Arbeitgebersiegel spielen
Besonders wichtig bei der Mitarbeitergewinnung sind sogenannte Arbeitgebersiegel. Hierbei handelt es sich um eine Art Gütesiegel, das die Qualität des Arbeitgebers in den Vordergrund stellen soll. Bewerber erhalten im Rahmen des Arbeitgebersiegels weitere Informationen über den Arbeitgeber. Das ist für Bewerber wichtig, da es sich um eine objektive Bestätigung der Qualität des Arbeitgebers handelt. Ein Arbeitgebersiegel kann das Vertrauen in einen bestimmten Arbeitgeber deutlich erhöhen und dessen Reputation steigern. Wenn ein Unternehmen über ein Arbeitgebersiegel verfügt, signalisiert das Bewerbern, dass bestimmte Standards eingehalten werden. Diese Standards beziehen sich unter anderem auf:
- Unternehmenskultur
- Mitarbeiterzufriedenheit
- Arbeitsbedingungen
Bei der Entscheidung für ein bestimmtes Arbeitgebersiegel sollten Kanzleien darauf achten, dass das jeweilige Arbeitgebersiegel möglichst bekannt ist. Das liegt daran, dass bekannte Gütesiegel den Entscheidungsprozess stärker beeinflussen als das bei unbekannten Gütesiegeln der Fall ist. Grund hierfür ist, dass sie eine höhere Glaubwürdigkeit mit sich bringen. Arbeitgeber, die mit einem bekannten Arbeitgebersiegel werben, profitieren vom guten Ruf des jeweiligen Siegels. Kanzleien können Arbeitgebersiegel wie die Auszeichnung Top Arbeitgeber (DIQP) nutzen, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern und mehr Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen. Das stellt in Zeiten des Fachkräftemangels einen großen Wettbewerbsvorteil dar. Die Auszeichnung mit einem Arbeitgeberaward sollte auf allen verfügbaren Kanälen kommuniziert werden. Viele Kanzleien nutzen die Möglichkeit einer Pressemeldung um auf sich als Arbeitgeber aufmerksam zu machen und sich von anderen Kanzleien als Top Arbeitgeber abzuheben.
Stärkung der Arbeitgebermarke
Um neue Mitarbeiter von einer Anstellung zu überzeugen, sollten sich Kanzleien intensiv mit der Gestaltung ihrer Arbeitgebermarke auseinandersetzen. Dabei sollten Kanzleien darüber nachdenken, was sie von anderen Wettbewerbern unterscheidet. Das kann ein starker Zusammenhalt im Team, eine besonders angenehme Arbeitsatmosphäre oder eine gute Work-Life-Balance sein. Es reicht allerdings nicht, Maßnahmen einzuführen, die für Alleinstellungsmerkmale sorgen. Diese müssen auch aktiv nach außen kommuniziert werden, damit qualifizierte Fachkräfte auf die Kanzlei aufmerksam werden. Kanzleien sollten ihre bisherigen Kommunikationsmethoden daher dahingehend überprüfen, ob klar wird, welche Faktoren sie von Wettbewerbern unterscheiden. Anschließend sollten Kanzleien festlegen, welche Qualifikationen sowie Fähigkeiten der ideale Mitarbeiter mitbringt. Die Erstellung eines Kundenavatars stellt eine große Unterstützung bei der Analyse des idealen Mitarbeiters dar und hilft dabei, sich in diesen hineinzuversetzen. Der ideale Mitarbeiter ist der Wunschkandidat von Kanzleien und sollte daher gezielt angesprochen werden. Um die Attraktivität für den Wunschkandidaten zu erhöhen, sollten sich Kanzleien intensiv mit dessen Bedürfnissen und Anforderungen an den Arbeitsplatz auseinandersetzen und die Arbeitsplatzgestaltung sowie das Marketing entsprechend anpassen.
Entwicklung einer Employer Value Proposition
Bei der sogenannten Employer Value Proposition (EVP) handelt es sich um ein Nutzenversprechen seitens des Arbeitgebers. Es wird auch als Arbeitgeber-Wertversprechen bezeichnet. Das Versprechen bezieht sich darauf, was potenzielle Mitarbeiter vom jeweiligen Unternehmen erwarten können, und geht auf die Besonderheiten des Arbeitgebers ein. Wenn Kanzleien eine klare EVP erarbeiten, heben sie sich von der Masse an Wettbewerbern ab und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Wertversprechen authentisch ist. Anderenfalls sind Mitarbeiter nach der Anstellung schnell enttäuscht und verlassen die Kanzlei nach kurzer Zeit bereits wieder. Die Folge ist eine hohe Fluktuationsrate, die sich negativ auf die Kostenstruktur auswirkt. Schließlich geht die Suche und die Einstellung neuer Mitarbeiter mit entsprechenden Kosten einher. Zudem wird das Image der Kanzlei beschädigt, wenn die Versprechen gegenüber Kandidaten nicht gehalten werden.
Gestaltung der Arbeitsbedingungen
Vor allem jungen Arbeitnehmern ist eine gute Work-Life-Balance wichtig. Kanzleien sollten den Begriff daher nicht als ein reines Buzz-Word abtun, sondern aktiv nach Möglichkeiten suchen, die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter zu verbessern. Zu den Maßnahmen, die sich positiv auf die Work-Life-Balance auswirken, zählen unter anderem:
- Arbeit vom Home-Office aus
- Flexible Arbeitszeiten
- Zusätzliche Urlaubstage
- Angenehme Arbeitsatmosphäre
- Angebot von Teilzeitjobs
Diese Maßnahmen sorgen für eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und wirken sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus. Wer seine Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen binden kann, reduziert die Personalkosten deutlich und verliert kein wertvolles Know-how. Zudem lassen sich solche Maßnahmen nutzen, um die Attraktivität der Arbeitgebermarke zu steigern und neue Mitarbeiter zu gewinnen. Es hat sich herausgestellt, dass qualifizierte Fachkräfte nicht nur auf das Gehalt achten, sondern auch auf die Work-Life-Balance sowie die Unternehmenskultur und die Teammentalität. Es besteht somit die Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, selbst wenn man beim Gehalt nicht mit großen Konzernen mithalten kann.
Übernahme ökologischer Verantwortung
Auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt eine Rolle bei der Mitarbeitergewinnung. Das liegt daran, dass einige Fachkräfte darauf achten, dass sich das jeweilige Unternehmen seiner sozialen sowie ökologischen Verantwortung bewusst ist. Kanzleien können bei Bewerbern punkten, indem sie einen Teil der Einnahmen verwenden, um soziale sowie umweltfreundliche Projekte zu unterstützen. Die Bereitstellung von kostenlosen Tickets für öffentliche Verkehrsmittel sowie die Nutzung von Ökostrom wirken sich positiv auf die Wahrnehmung von umweltbewussten Bewerbern aus.
Präsenz in den sozialen Medien
Der Recruiting-Prozess hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Mittlerweile verbringen immer mehr Menschen viel Zeit im Internet und nutzen dieses als erste Anlaufstelle, um Informationen zu sammeln. Das gilt auch für Fachkräfte, die nach einem neuen Job suchen oder sich mit ihren Optionen auseinandersetzen möchten. Kanzleien sollten daher eine Internetpräsenz aufbauen und in den sozialen Medien aktiv sein. Soziale Medien stellen eine großartige Möglichkeit dar, die Sichtbarkeit der eigenen Arbeitgebermarke zu erhöhen und potenzielle Mitarbeiter auf sich aufmerksam zu machen. Es gibt einige Plattformen, die speziell darauf ausgerichtet sind, dass qualifizierte Fachkräfte und Unternehmen zueinanderfinden. Zu den bekanntesten gehören XING und LinkedIn. Aber auch auf anderen Kanälen sollten Kanzleien aktiv sein, wenn sich die Zielgruppe dort aufhält. Um herauszufinden, welche Social-Media-Kanäle besonders häufig von jungen Talenten für die Jobsuche genutzt werden, können Umfragen durchgeführt oder junge Mitarbeiter der eigenen Kanzlei befragt werden. Wer in den sozialen Medien nicht präsent ist, ist für einen Großteil junger Talente unsichtbar, was einen entscheidenden Nachteil bei der Akquise neuer Mitarbeiter darstellt.