Die Bilder der Flüchtlingsströme aus der Ukraine haben auch viele Menschen aus Deutschland fassungslos gemacht. Insbesondere die zahlreichen unbegleiteten Kinder, die ganz ohne Angehörige dem Krieg entkommen sind, wecken das Mitgefühl der Menschen. Wenn Sie sich fragen, wie Sie Kinder aus der Ukraine bei sich aufnehmen können, beantwortet der folgende Ratgeber die wichtigsten Fragen.
Der erste Weg führt über die regionalen Jugendämter
Der Krieg in der Ukraine ist geprägt von zahlreichen Privatpersonen, die sich dem Militär im Kampf gegen die russische Armee angeschlossen haben. Dazu gehören auch Väter und Mütter, die ihre Kinder alleine auf die Reise in sichere Nachbarländer geschickt haben. Möchten Sie einem oder mehreren dieser unbegleiteten Kinder aus der Ukraine ein temporäres Zuhause schenken, sollten Sie sich zuerst an die Jugendämter in der Nähe ihres Wohnorts wenden. Dieses Vorgehen empfiehlt auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter.
Die Jugendämter prüfen die Eignung der potenziellen Pflegefamilien
Derzeit werden Flüchtlinge aus der Ukraine zuerst in Berlin, Cottbus, Frankfurt an der Oder und Hannover registriert und im Anschluss deutschlandweit auf Kommunen verteilt. Die regionalen Jugendämter stehen im ständigen Austausch mit den Behörden und wissen daher sehr genau, wie viele Kinder derzeit eine Pflegefamilie benötigen. Als Pflegeeltern müssen Sie jedoch vorab mit einem Besuch des Jugendamts rechnen. Die dortigen Mitarbeiter müssen sich einen Eindruck verschaffen, ob die vorgefundenen Lebensumstände für die Aufnahme eines Kindes geeignet sind.
Ukrainer dürfen sich für 90 Tage ohne Visum im Schengenraum aufhalten
Ukrainische Staatsbürger dürfen sich für bis zu 90 Tage legal in Ländern aufhalten, die zum Schengenraum gehören. Diesem Abkommen ist auch Deutschland beigetreten. Dieses Recht erlaubt es ukrainischen Flüchtlingen derzeit ohne Probleme in zahlreiche europäische Länder einzureisen. Vor Ablauf dieser 90 Tage muss für die Kinder ein Aufenthaltsrecht in Deutschland beantragt werden. Als Pflegeeltern warten daher auch einige Behördengänge auf Sie, um zu verhindern, dass sich die Kinder illegal in Deutschland aufhalten.
Haben die Kinder ihre Eltern oder Angehörige auf der Flucht verloren, ist es hilfreich, sich zeitgleich an Organisationen wie das Rote Kreuz zu wenden. Dort arbeiten Menschen daran, Familienmitglieder ausfindig zu machen und dadurch eine Familienzusammenführung mit den unbegleiteten Kindern herbeizuführen.
Minderjährigen Flüchtlingen stehen staatliche Hilfsleistungen zu
Registrierten Flüchtlingen stehen in Deutschland auch Hilfsleistungen des Staates zu. Das gilt auch für Kinder, die noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht haben. Diese Hilfsleistungen umfassen die finanzielle Unterstützung der Kinder ebenso wie die erforderliche medizinische oder psychologische Versorgung. Mit der Registrierung ist es den Pflegeeltern auch möglich, die Kinder in Kindergärten oder Schulen anzumelden. Auf diese Weise finden die Kinder in den Alltag zurück und können wieder eine gewisse Normalität erleben. Um den Kindern die Eingliederung zu erleichtern, ist zudem die Teilnahme an Sprachprogrammen möglich. Diese Zusatzhilfen tragen ebenfalls dazu bei, Sprachbarrieren zu den Kindern abzubauen.
Gastfamilien müssen auch mit Rückschlägen rechnen
Der Wunsch einem Flüchtlingskind zu helfen, welches ohne Eltern oder Erwachsene Deutschland erreicht hat, ist nur allzu verständlich. Dennoch sollten Sie nicht nur eine Idealvorstellung von dem Zusammenleben entwickeln. In der Realität nehmen Sie ein Kind auf, dass plötzlich und ohne Vorwarnung Krieg erleben musste und wahrscheinlich nicht versteht, warum es ohne seine Eltern aus der Heimat fliehen musste. Um dieser Traumatisierung gerecht zu werden, sollte sowohl Zeit als auch Verständnis vorhanden sein. Im Vorfeld ist es daher wichtig, alle Aspekte in die Entscheidung mit einzubeziehen, um die Kinder nicht nach wenigen Tagen oder Wochen einem erneuten Wohnungswechsel auszusetzen.
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