Gewonnen, gejubelt, überwiesen – und dann? Für viele hört der Traum vom großen Geld dort auf, wo das Finanzamt ins Spiel kommen könnte. Lottogewinn, Jackpot im Online Casino oder der 125.000-Euro-Scheck nach einer Quizshow – das Finanzamt soll da bitte nicht die Hand aufhalten.
Aber wie sieht es nun wirklich aus? Der Bund der Steuerzahler hat die Karten auf den Tisch gelegt. Zeit, genauer hinzuschauen zwischen Spielschein und Steuerbescheid!
Gewinne aus staatlich lizenzierten Glücksspielen bleiben steuerfrei – mit Ausnahmen!
Glücksspiel ist in Deutschland kein steuerliches Minenfeld – zumindest nicht für den normalen Verbraucher. Wer sich mit einem Lottoschein in der Hand die Daumen wund drückt oder gelegentlich im Online Casino sein Glück herausfordert, darf die Gewinne in der Regel komplett behalten. Kein Formular, keine Nachzahlung, keine nervigen Fragen vom Finanzamt.
Die Regel gilt für staatlich lizenzierte Glücksspiele. Dazu gehören neben dem klassischen Lotto auch Spielbanken, Pferdewetten und eben auch das Spielen in einem online Casino – zumindest dann, wenn sie eine gültige Lizenz aus Deutschland vorweisen können.
Online Casinos werden staatlich kontrolliert, unterliegen dem Glücksspielstaatsvertrag und dürfen ihre virtuellen Spielautomaten, Tischspiele und Live-Dealer-Angebote legal auf dem deutschen Markt betreiben.
Und warum greift hier keine Steuer? Ganz einfach: Der Gewinn stammt nicht aus einer wirtschaftlichen Tätigkeit, sondern basiert auf purem Zufall. Kein Job, kein Produkt, kein Auftrag. Man gibt Geld aus, spielt – und hat entweder Glück oder eben nicht. So sieht’s das Finanzamt und bleibt still.
Wenn aus Spaß ein Beruf wird: Wann das Finanzamt doch zur Kasse bittet
Wenn sich das Finanzamt fragen muss, “ist das noch Hobby oder schon Business”? Genau dann wird’s heikel. Denn wer regelmäßig, planvoll und mit Gewinnerzielungsabsicht spielt, läuft Gefahr, als gewerblich eingestuft zu werden. Vor allem, wenn die Einnahmen nicht gerade ein Taschengeldniveau haben, sondern sich plötzlich in monatlichen Summen niederschlagen, die an ein mittleres Gehalt erinnern.
Prominentestes Beispiel sind vermutlich professionelle Pokerspieler. Anders als beim Lotto oder am einarmigen Banditen steckt hier mehr dahinter als nur Glück. Taktik, Erfahrung, mathematisches Denken – Poker ist Arbeit. Und wenn diese Arbeit regelmäßig Gewinne bringt, greift das Finanzamt zur Kasse. Dann heißt’s: Einkommensteuer, unter Umständen sogar Gewerbesteuer.
Quizshows, TV-Wettbewerbe und Preisgelder: Auch hier bleibt das Finanzamt wachsam
Fernsehshows mit Preisgeld sind längst mehr als nur gemütliches Abendprogramm. Die Studios werfen mit Summen um sich, die finanzielle Freiheit versprechen können. Aber wie verhält es sich mit dem Finanzamt, wenn das Preisgeld bei einer solchen Show erspielt wird.
Grundsätzlich gilt: Wer einmal bei einer Quizshow mitmacht und dort ordentlich absahnt, muss sich um Steuern keine Sorgen machen. Auch das ist ein Spiel, der Gewinn fällt steuerfrei ins Haus.
Doch auch hier lauert eine feine Grenze. Wird aus der Ausnahme die Regel, aus der Teilnahme ein Auftritt, aus dem Spiel eine Show – dann wandert das Preisgeld mit großen Schritten in steuerpflichtiges Terrain. Wenn jemand regelmäßig in TV-Formaten auftritt, unter Vertrag steht oder die Teilnahme Teil seiner medialen Präsenz ist, wird das Ganze plötzlich als Leistung gewertet. Und eine Leistung gegen Geld ist wiederum steuerpflichtiges Einkommen.
Das gilt nicht nur für Promis, sondern auch für clevere Wiederholungstäter, die sich mit Medienaffinität und Showtalent durch verschiedene Formate spielen. Wer sich durch die Fernsehlandschaft rätselt wie andere durch ihren Job, kann nicht mehr auf die Steuerfreiheit hoffen.
Warum der Staat trotz Steuerfreiheit kräftig am Glücksspiel verdient
Bei all der steuerlichen Milde gegenüber den Gewinnern stellt sich unweigerlich die Frage: Geht der Staat hier leer aus? Macht er etwa nichts, wenn im Online Casino der Jackpot fällt oder im Lotto Millionen fließen? Natürlich nicht. Der Trick liegt im System. Statt dem Gewinner die Freude zu verderben, wird einfach vorher kassiert – beim Anbieter.
Legal betriebene Glücksspielunternehmen in Deutschland zahlen ordentlich. Lotteriesteuer, Sportwettensteuer, Abgaben auf Spielautomaten – der Staat hat sich seine Einnahmequellen klug positioniert. Bei Online Casinos mit deutscher Lizenz fließen prozentuale Anteile der Einsätze in die Steuerkasse, und zwar unabhängig davon, ob Spieler gewinnen oder verlieren.
Im Jahr 2023 spülte allein die Lotteriesteuer rund 1,77 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen. Und das ist nur eine von mehreren Einnahmequellen. Die Steuerfreiheit der Spieler ist also keineswegs ein Geschenk aus Großzügigkeit – sondern ein Teil eines gut kalkulierten Systems, bei dem der Staat sich den größeren Kuchen direkt vom Buffet nimmt.
Der Schwarzmarkt, illegale Anbieter und sinkende Steuereinnahmen
Wo legal Geld fließt, ist die illegale Konkurrenz nie weit. Der Schwarzmarkt im Online-Glücksspiel ist riesig – mit Anbietern ohne deutsche Lizenz, ohne Spielerschutz und natürlich auch ohne Steuerabführung.
Diese Anbieter sitzen oft im Ausland, bieten attraktive Boni, hohe Auszahlungsquoten und locken mit aggressiver Werbung. Das Problem: Wer hier spielt, riskiert nicht nur den Verlust seines Einsatzes, sondern auch ungewollt den illegalen Markt zu stärken. Denn jeder Euro, der in nicht lizenzierte Online Casinos fließt, geht am regulierten Markt vorbei – und somit auch an den Steuern.
Für den Staat bedeutet das konkret weniger Einnahmen, weniger Kontrolle und mehr Aufwand für Regulierung und Prävention. Um dagegenzuhalten, gibt es Sperrlisten, Zahlungsblockaden und Werbeeinschränkungen. Doch der Schwarzmarkt ist zäh. Solange Spieler das Gefühl haben, bei illegalen Anbietern mehr zu bekommen, bleibt das Schlupfloch offen.
Langfristig gefährdet das die Akzeptanz der legalen Anbieter – und in letzter Konsequenz auch die Steuerfreiheit der Gewinne. Denn wenn der Staat merkt, dass ihm Einnahmen entgleiten, sind neue Regeln oft nicht weit.
Schenken, erben, weitergeben: Was mit Glücksspielgewinnen steuerlich passiert, wenn sie den Besitzer wechseln!
Der Lottogewinn ist steuerfrei. Schön. Aber was passiert, wenn das Geld nicht auf dem eigenen Konto bleibt, sondern weitergegeben wird? In genau diesem Moment greift das Steuerrecht dann doch zu.
Schenkungen und Erbschaften unterliegen den üblichen Freibeträgen – und die sind bekanntlich begrenzt. Ehepartner dürfen bis zu 500.000 Euro steuerfrei übertragen, Kinder bis zu 400.000 Euro. Alles darüber hinaus wird besteuert, abhängig von der Steuerklasse und der Höhe der Summe.
Das heißt: Wer eine Million Euro im Online Casino gewinnt und dem Sohnemann davon gleich mal 600.000 Euro überweist, sollte vorher den Taschenrechner zücken. Denn 200.000 Euro davon sind steuerpflichtig – egal, woher das Geld ursprünglich stammt.
Auch regelmäßige Überweisungen, z. B. monatliche Zuwendungen, können unter die Lupe genommen werden. Wenn sie den Anschein einer systematischen Vermögensübertragung erwecken, ist das Finanzamt schnell wieder im Spiel.
Die Regel lautet: Was bei der Entstehung steuerfrei war, wird beim Wechsel des Besitzers steuerpflichtig, wenn die Freibeträge überschritten sind!