Eheverträge rufen bei vielen Menschen gemischte Gefühle hervor. Zwar bieten sie Sicherheit und Klarheit für den Fall, dass die Beziehung scheitert, doch gelten sie in manchen Kreisen als unromantisch und als Zeichen von Misstrauen. Schließlich gibt man sich bei der Hochzeit ja das Versprechen, dass man zusammenbleibt, bis der Tod einen scheidet.
Laut des Statistikportals statista wird mittlerweile jedoch etwa jede dritte Ehe in Deutschland geschieden. Dieser Artikel widmet sich daher dem Zweck, den Vorteilen sowie den rechtlichen Rahmenbedingungen von Eheverträgen.
Vertragliche Liebe: Wozu Eheverträge?
Ein Ehevertrag ist eine Vereinbarung zwischen zwei Menschen, die vor oder auch während der Ehe geschlossen wird. Der primäre Zweck ist es, individuelle Regelungen zu treffen, die im Falle einer Trennung oder Scheidung greifen. Diese Regelungen klären beispielsweise Dinge wie:
- Vermögensaufteilung
- Unterhaltsansprüche
- Versorgungsausgleich
- Schuldenregelung
- Erbfolge
Entgegen der häufigen Annahme, solche Verträge wären lediglich für wohlhabende Paare von Bedeutung, können sie auch für Durchschnittsbürger eine sinnvolle Absicherung bieten, wie die auf Familienrecht spezialisierte Anwaltskanzlei Rechthaberei aus Augsburg auf ihrer Website erklärt.
Insbesondere wenn einer der Partner selbständig ist, hohe Schulden hat oder Kinder aus vorherigen Beziehungen in die Ehe mitbringt, kann ein Ehevertrag eine wichtige Rolle spielen.
Durch klare Regelungen im Falle einer Trennung oder im Erbfall können potenzielle Konflikte vermieden und die finanzielle Sicherheit beider Partner gewährleistet werden. Zudem können auch einzelne Vermögenswerte wie beispielsweise eine Immobilie oder ein Unternehmen im Ehevertrag gesondert geregelt werden, um im Ernstfall Streitigkeiten zu verhindern.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Juristisch betrachtet, muss ein Ehevertrag bestimmten Formalien entsprechen, um Gültigkeit zu erlangen. So sollte er etwa notariell beurkundet werden, um spätere Einwände gegen die Wirksamkeit zu verhindern. Auch ist darauf zu achten, dass der Vertrag nicht gegen gesetzliche Verbote verstößt und die Grundsätze von Treu und Glauben wahrt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Regelung des Güterstandes im Ehevertrag. Dabei kann zwischen einer Zugewinngemeinschaft, einer Gütertrennung oder einer Gütergemeinschaft gewählt werden. Diese Bestimmungen regeln, wie das Vermögen der Ehepartner im Falle einer Scheidung oder eines Todesfalls aufgeteilt wird. Es ist daher ratsam, im Ehevertrag genau festzulegen, welcher Güterstand gelten soll und welche Regelungen im Falle einer Scheidung getroffen werden sollen.
Romantik-Killer oder Akt der Vernunft?
Oft steht die Frage im Raum, ob das Aufsetzen eines Ehevertrages nicht ein Akt des Misstrauens ist. Kritiker werfen ins Feld, dass hierdurch zum Ausdruck kommt, dass man nicht an den langfristigen Bestand der Beziehung glaubt. Befürworter hingegen argumentieren, dass es sich um eine logische und praktische Maßnahme handele, die als Zeichen von Verantwortungsbewusstsein zu verstehen ist. Die Vorteile eines Ehevertrages liegen auf der Hand:
- Schutz vor Unwägbarkeiten
- Klarheit über Finanzen und Verantwortlichkeiten
- Vorausschauendes Handeln anstatt emotionaler Entscheidungen im Konfliktfall
Perspektive der Experten
Im Gespräch mit Fachanwälten für Familienrecht wird deutlich, dass Eheverträge im Falle einer Trennung für eine reibungslose Abwicklung sorgen können. Sie betonen jedoch, dass es nicht darum gehe, Romantik zu eliminieren, sondern sich pragmatisch auf zukünftige Herausforderungen vorzubereiten.
Der Trend geht zu Eheverträgen
Statistiken zeigen, dass immer mehr Paare sich für einen Ehevertrag entscheiden, was darauf hindeutet, dass die einstige Tabuisierung dieser Abkommen abnimmt. Das wachsende Bewusstsein für die Bedeutung von Eigenverantwortung und rechtlicher Vorsorge trägt hierbei sicherlich seinen Teil bei.
Auswirkungen auf die Ehequalität
Interessanterweise gibt es keine eindeutigen Belege dafür, dass Eheverträge die Qualität oder die Langlebigkeit einer Ehe negativ beeinflussen. Es scheint eher abhängig von der individuellen Beziehungsdynamik und der Kommunikation der Partner, wie solch eine Vereinbarung aufgefasst wird.
Fazit
Eheverträge bieten eine rechtliche Grundlage, auf die sich Paare im Falle einer Trennung berufen können und reduzieren somit potenzielle Streitigkeiten.
Schlussendlich ist es eine sehr persönliche Entscheidung, ob man einen solchen Vertrag als bloßen Romantik-Killer oder als Akt der Vernunft betrachtet. Fest steht, dass ein offener Umgang mit diesem sensiblen Thema letztlich allen Betroffenen zugutekommt.
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