Im beruflichen Umfeld kann das Ergebnis einer Prüfung in Ausbildung, öffentlichem Dienst oder bei Aufstiegsqualifikationen weitreichende Folgen haben. Die juristische Möglichkeit, eine Bewertung überprüfen zu lassen, heißt Prüfungsanfechtung. Sie bietet die Gelegenheit, sich gegen formelle oder materielle Fehler im Prüfungsverfahren zur Wehr zu setzen.
Relevanz von Prüfungen im Berufsleben
Im Alltag begegnen uns unterschiedliche Prüfungen mit Druckpotenzial. Zu den relevanten Prüfungen im Arbeitsleben zählen unter anderem IHK-Abschlussprüfungen, Meisterprüfungen, Fachwirtabschlüsse und technische Zertifikatskurse. Die Industrie- und Handelskammern führen jährlich rund 290.000 Abschlussprüfungen bundesweit durch, teils mit hohen Durchfallquoten von 30 % und mehr. Techniker- und Fachwirtprüfungen weisen in bestimmten Bereichen Durchfallquoten von bis zu 50 Prozent auf. Auch im öffentlichen Dienst sind interne Eignungstests, Leistungsnachweise und Beamtenaufstiegsprüfungen verbreitet. Diese können unmittelbaren Einfluss auf die berufliche Entwicklung haben.
Woher kommt das Anfechtungsrecht?
Prüfungsanfechtungen sind im Verwaltungsrecht geregelt. Juristische Grundlagen sind:
- Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG): regelt z. B. Fristen, Rücknahme oder Berichtigung von Verwaltungsakten
- BBiG: legt die rechtlichen Rahmenbedingungen für Berufsausbildung und Fortbildung fest
- Prüfungsordnungen: essenzielle Verfahrensgrundlagen, z. B. zur Zulassung von Prüfern, Bewertungskriterien oder Fristenregelungen
- Landes- bzw. Beamtenrecht: bei Eignungs- und Laufbahnprüfungen ergänzt durch Landesbeamtengesetze
Wichtig: Nur, wenn die Prüfungsordnung form- und sachgerecht angewendet wurde, ist das prüfungsrechtliche Ergebnis gültig.
Mögliche Gründe, eine Prüfung anzufechten
Eine Prüfung kann nur aus klar definierten rechtlichen Gründen beanstandet werden. Drei Kategorien sind relevant:
- Formelle Fehler betreffen das Verfahren. Dazu zählen fehlende Prüfungsprotokolle, Fristverletzungen oder Befangenheit von Prüfern. Auch unzureichender Nachteilsausgleich für geprüfte Personen mit attestierten Einschränkungen kann ein Verfahrensfehler sein.
- Materielle Fehler beziehen sich auf die inhaltliche Bewertung. Wird eine richtige Antwort als falsch gewertet oder eine Aufgabe entspricht nicht dem vermittelten Stoff, kann dies zur Beanstandung führen. Bewertungsmaßstäbe müssen einheitlich angewendet und sachlich nachvollziehbar sein.
- Besondere Umstände außerhalb der Prüfung sind ebenfalls relevant. Dazu zählen nachgewiesene gesundheitliche Beeinträchtigungen oder unzutreffende Täuschungsvorwürfe. Auch Aufgaben mit mehrdeutiger Formulierung oder nicht gelehrten Inhalten können die Anfechtung rechtfertigen.
Besonderheiten zur Anfechtung im Arbeitsverhältnis
Nicht bestandene Eignungstests, verpasste Fortbildungen oder Aufstiegsprüfungen haben zum Teil direkte arbeitsrechtliche Folgen, darunter:
- blockierte Beförderung
- Entzug bestimmter Aufgabenbereiche
- Kündigung bei Weisungsgebundenheit oder Qualifikation als Voraussetzung für den Job
In solchen Fällen greifen die Regelungen des allgemeinen Kündigungsschutzes, zum Beispiel in Form der Kündigung wegen Nichtbestehen. Eine erfolgreiche Prüfungsanfechtung wendet daher auch aktiv Kündigungen und andere arbeitsrechtliche Konsequenzen ab.
Ablauf, Verfahren und Fristen im Überblick
Bei einer Prüfungsanfechtung sind stets bestimmte Fristen einzuhalten. Zunächst ist ein Widerspruch bei der zuständigen Prüfungsstelle möglich. Die Frist beträgt einen Monat ab Bekanntgabe des Ergebnisses. Ohne Rechtsbehelfsbelehrung kann die Frist bis zu einem Jahr betragen. Im Rahmen eines Überdenkungsverfahrens erfolgt eine erneute Bewertung unter Berücksichtigung der vorgebrachten Argumente. Anschließend kann Klage vor dem Verwaltungsgericht erhoben werden. Die Klagefrist beträgt ebenfalls einen Monat. Ein Eilverfahren ist unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Nach Fristversäumnis besteht die Möglichkeit eines Antrags auf Rücknahme gemäß § 48 VwVfG.
Erfolgschancen, Kostenrisiken und rechtliche Unterstützung
Die Beweislast liegt bei der geprüften Person. Erfolg besteht nur bei klar belegbaren Fehlern. Die Kosten eines gerichtlichen Verfahrens können mehrere hundert bis tausend Euro betragen. Rechtsschutzversicherungen decken verwaltungsrechtliche Verfahren, wenn keine Wartezeiten mehr bestehen. Arbeitgeber müssen bei internen Prüfungen neutral agieren, können aber juristische Beratung vermitteln. Eine anwaltliche Begleitung stellt die Einhaltung aller Fristen sicher und erhöht die Erfolgsaussichten.
- Fernzugriff auf Handy Android: Nützliche Funktionen im Alltag - 10. Juli 2025
- Negative SEO Auswirkungen auf Arbeitsplätze in Deutschland - 10. Juli 2025
- Prüfungsanfechtung im Arbeitsrecht: Wann ist sie möglich? - 3. Juli 2025